Sandra Wabnitz
Der Traum

Berge, weite Wiesen, auf denen Kühe grasen. Eine idyllische Landschaft ohne jeglichen Autolärm und Stress. Dies war der Traum vieler Menschen. So auch von Xenia Graf, einer in Günzburg lebenden Hausfrau. Doch es gab was, das sie hinderte: ihren Mann. Er kam jeden Abend betrunken von der Arbeit nach Hause und ließ nicht zu, dass sie sich amüsierte, ganz zu schweigen davon, dass sie Urlaub machte.

Xenia hörte gerade die Tür zuschlagen, als sie ihrem 15 – jährigen Sohn den Teller mit dem Essen hinstellte. Sie zuckte erschrocken zusammen, als ihr Mann in die Küche getorkelt kam und los schrie: „ Frau, wo ist mein Essen?“ „ Ja, es kommt gleich. Ich wusste nicht,dass du schon jetzt kommst“, entgegnete Xenia leise. Als er aber seinen Sohn schon essen sah, wurde sein Kopf erst hochrot und dann violett. Seine Frau duckte sich schon vor dem folgenden Ausbruch. „Du gibst dem kleinen Scheißer das Essen, aber mir nicht! Du bist meine Frau!!! Meine Frau, die zu nichts fähig ist. Du bist auf mich angewiesen!“ Es schien als wäre ihr Mann nicht mehr zu bremsen. Sie duckte sich noch mehr und wehrte sich nicht als ihr Mann sie heftig am Arm packte. „ Hörst du! Meine verdammte Frau!“ Er setzte zum Schlag an, als der Sohn aufsprang und den Vater festhielt. Der drehte sich für seinen Zustand geschmeidig um und gab seinen Sohn eine kräftige Ohrfeige. „Fred, hör auf Fabian zu schlagen. Er kann doch nichts dafür. Ich mach dir gleich dein Essen“, schrie Xenia verzweifelt und versuchte Fred zu beruhigen.

An diesem Abend wurde ihr klar, dass es so nicht weiter gehen konnte. In dieser Nacht überlegte sich die verzweifelte Frau einen teuflischen Plan.
Am nächsten Morgen bereitete sie ihrem Mann wie immer das Mittagessen zu, da er immer in der Arbeit aß, doch diesmal mit einer geheimen Zutat.
„Hat sich die Geschichte wirklich so zugetragen?“ fragte Kommissar Markus Stark von der Kripo Neu Ulm. „ Ja so war es“, antwortete Xenia Graf. „Gut. Im Namen des Gesetztes nehme ich sie wegen Mordes an ihrem Ehemann nicht fest.“ „Aber warum?“ Frau Graf schüttelte verständnislos den Kopf. „Nun, ihr Mann wurde nicht vergiftet, wie sie es mir erzählt haben, sondern er wurde erschlagen.

Da ihr Mann ziemlich groß und kräftig war, brauchte man sehr viel Kraft um ihn zu überwältigen. Also konnten sie es nicht gewesen sein“, erklärte ihr der Kommissar. „Aber ich verstehe es nicht. Wer sollte es doch sonst getan haben?!“, fragte Xenia ungläubig. Da fragte er sie unvermittelt: „ Wo geht eigentlich ihr Sohn zur Schule?“ Xenia war leicht verwirrt, doch sie antwortete: „Er geht auf das Dossenberger Gymnasium. Warum fragen Sie?“ Der Kommissar tat als höre er ihre Frage nicht und sah sie mitleidig an: „Wir haben ihren Mann in einer kleinen Seitengasse nahe der Goethestraße gefunden. Das Dossenberger Gymnasium ist nur wenige Straßen weiter.“ Da wurde es ihr plötzlich klar. Sie machte erst einen überraschten dann einen entsetzten Gesichtsausdruck. „Nein das kann nicht sein. Lassen sie Fabian aus dem Spiel. Er kann es nicht gewesen sein. Bitte, er ist alles was ich hab.“ Sie verstummte als sie die Türe zuschlagen hörte. „ Mama ist etwas passiert? Was machen denn die ganzen Polizisten hier.“ Xenia machte einen verzweifelten Ausdruck. Der Kommissar drehte sich langsam zu ihm. Als Fabian in sein Gesicht sah, veränderte sich langsam sein Gesichtsausdruck.

Er versuchte nicht mal weg zu rennen, nur sein Blick wurde auf ein Mal trostlos und leer. „ Lassen sie meine Mutter in Ruhe. Ich war es. Ich habe den Mistkerl umgebracht. Es war nicht sonderlich schwer. Ich habe ihm auf dem Weg zur Arbeit aufgelauert und habe ihn mit meinem Baseballschläger erschlagen.“ Der Kommissar stand langsam auf und ging auf den Jungen zu. Fabian ließ es zu als er aus dem Raum geführt wurde. Er drehte sich noch einmal zu seiner Mutter um. „ Ich wollte doch nur, dass er dich in Ruhe lässt. Jetzt kannst du dir deinen Traum in die Berge zu fahren endlich verwirklichen.“

Sandra Wabnitz
Burgau